Pressestimmen

  GARANTIERT UNBEKANNT 
 
  Da hatte der philharmonische Cellist Daniel Thiele wohl Recht, als er verkündete, dass man an diesem Nachmittag in der Villa Teresa Werke erleben würde, die garantiert unbekannt sind. ...
Das Klavierquartett fis-Moll von Frank Bridge stammt aus dem Jahre 1910 und ist durch und durch traditionell gehalten, farbenreich, stimmungsdicht - …. Man erlebte eine überaus differenzierte, lebendige Wiedergabe.
Als ebenfalls konservativ entpuppte sich das Streichtrio G-Dur von Ernest Moeran, das dieser 1931 schrieb. ... Die drei Musiker vertieften sich mit Leidenschaft und Präzision in das vielschichtige, von einer großen dynamischen Bandbreite geprägte Werk.
Typisch für Arvo Pärt ist sein Tintinnabuli-Stil, den man auch in dem Duo "Spiegel im Spiegel", hier von Cello und Klavier vorgetragen, wiederfindet. ... In der Interpretation von Camillo Radicke und Daniel Thiele hielten sich Empfindsamkeit und die herausgestellte Strenge der Komposition auf eindrucksvolle Weise die Waage.
Mit dem letzten Werk des Nachmittags war es etwas Seltsames. Es handelt sich um das Klavierquartett in a-Moll des Beethoven-Zeitgenossen Conradin Kreutzer, mit dem der Hörer schnell auf Du und Du stand, so als habe er es schon viele Male gehört. …
Das Freie Ensemble Dresden blieb diesem selten gespielten Werk (warum eigentlich?) weder in puncto Expressivität noch hinsichtlich der Klangschönheit irgendetwas schuldig.
 
   
  25.02.2022  Mareile Hanns DNN  
   
   
 
 
  Annäherung an einen Komponisten - Werke von Brett Dean 
 
  Im Oktober hatte es eine "erste Anhörung" des Composers in Residence Brett Dean bei der Dresdner Philharmonie gegeben. "Amphitheatre" (für Sinfonieorchester) konnte das Publikum jedoch nicht wirklich erobern. Im Kammerabend mit Valda Wilson (Sopran) und dem Freien Ensemble Dresden nun auf Schloß Albrechtsberg änderte sich dies nachdrücklich.
"Ophelia" hieß es im Programmtitel mit Bezug auf die literarische und mythische Figur. Als Vorlage dienten Texte William Shakespeares. Johannes Brahms' "Fünf Ophelia-Lieder" sind im Original für Klavierbegleitung geschrieben und wurden 1997 von Aribert Reimann für Streichquartett bearbeitet.
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Der nur wenige Minuten dauernde Zyklus - viele Lieder haben keine Einleitung und brechen ohne Nachspiel beinahe ab - ist teilweise von betörender Schönheit. Immerhin drehen sich die Texte um einen tragischen Tod, ein Entfliehen! Diese Flüchtigkeit wird durch die Kürze der Lieder noch betont. Valda Wilson hat einen fast schweren Sopran, der es ihr erlaubt, expressive Farben zu verwenden und den poetischen Bildern herbe Schatten hinzuzufügen.
Diese Qualitäten nutzte sie bei Brett Deans Streichquartett "And once I Played Ophelia" noch stärker. Verblüffend schon die Spannweite des Werkes: Es ist das zweite Quartett des Komponisten und unterscheidet sich deutlich vom suggestiven Charakter des ersten ("Eclipse"). Die Texte, welche Matthew Jocelyn aus Shakespeares "Hamlet" collagiert hat, lässt Dean in mitunter grellen Farben aufblitzen. Er setzt große Tonsprünge und Glottallaute ein und "nutzt" die Sopranistin als fünfte Stimme wie ein Streichinstrument.
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Die bis an die Raserei führenden Liebesschwüre und -zweifel, sie enden mit zwei ruhigen, poetischen Bildern. ... Für ihren ausdrucksstarken Vortrag bekamen Valda Wilson und das Quartett aus Eunyoung Lee und Deborah Jungnickel (Violinen), Joanna Szumiel (Viola) und Daniel Thiele (Violoncello) viel Applaus.
Zuvor hatten die Musiker vor allem den Jubilar Beethoven gefeiert. Mit einem launigen Duo für Violine und Violoncello WoO 27 (Lee/Thiele) hatte der Abend begonnen und fand im von Beethoven selbst bearbeiteten Quintett Es-Dur op. 4 (mit Hanno Felthaus / Viola) seine Fortsetzung. Für die Überleitung nach der Pause hatte Brett Dean gesorgt, dessen Trio für zwei Violen und Violoncello "some birthday..." eine Verneigung vor Beethoven sein sollte und gleichzeitig den Humor bewies, der in der Musik stecken kann. 
   
  10.01.2020  Wolfram Quellmalz  
   
   
 
 
  Mit Charme und Esprit 
 
  Die noch junge Konzertsaison in der Coswiger Villa Teresa wartete an diesem vorfrühlingshaften Nachmittag mit einem ungewöhnlichen Programm auf:
Kammermusik, in der Bläser eine dominierende Rolle spielen, erlebt man selten genug. Das Freie Ensemble Dresden – diesmal der Cellist Daniel Thiele, der Pianist Camillo Radicke sowie die Bläser Mareike Thrun (Flöte) und Daniel Bäz (Fagott) – nahm sich der seltenen Spezies mit ungebremster Entdeckerfreude und vor allem ausgezeichnetem, kammermusikalischem Können an. Alle vier Musiker einten technische Brillanz und gestalterischer Feinsinn. Man passte einfach bestens zusammen.


Hauptwerk war das Grand Quatour Concertante Es-Dur op. 104 des Beethoven-Freundes Anton Reicha. Selbiger erregte zu seiner Zeit in Paris Aufsehen mit damals neuartigen Kompositionen für Bläserensembles. Er hinterließ u.a. nicht weniger als 28 Bläserquintette.
Hier nun erklang ein Quartett, fein in seinen Kontrasten abgestimmt mit viel Raum für Spielfreude und individuelle
Größe.
Das Ensemble nutzte die ihm eingeräumten Möglichkeiten weidlich und mit Begeisterung. Und so freute man sich an einer wunderbar geschlossenen Wiedergabe, die einem durch und durch musikantischen Geist entsprang,
höchst lebendig war und ihre besonderen i-Tüpfelchen durch Sorgfalt und Qualität im instrumentalen Detail erhielt.
Kein Wunder also, dass es am Schluss dieses hübschen, gefälligen Werkes Bravos „regnete“!


Im ersten Konzertteil kamen im Wesentlichen diverse, französisch bzw. südländisch angehauchte Miniaturen zu Gehör. Aus der Trias der letzten Bläsersonaten von Camille Saint-Saëns op.168 wählte das Ensemble die für Fagott und Klavier aus. Sensibel und überaus klangschön leuchteten Daniel Bäz und Camillo Radicke deren aparte Farbigkeit, die spätromantische Harmonik aus und rückten auch die virtuose Pracht des Mittelsatzes – technisch absolut bravourös – ins rechte Licht. Dem stand die Interpretation von George Enescus Cantabile et Presto aus dem Jahre 1904 für Flöte und Klavier in nichts nach. Elegant und mit schöner, geschmeidiger Tongebung gingen Mareike Thrun und Camillo Radicke dieses unterhaltsame Stück an.
Als Gebrauchsmusik im besten Sinne kann auch Astor Piazollas 1984 für einen Film entstandenes Stück „Oblivion“ bezeichnet werden, das hier in einer eigenen Fassung für Flöte, Cello und Klavier aufgeführt wurde. Mit sicherer Hand und kultiviertem Geschmack fanden die Musiker das richtige interpretatorische Maß, um dieses melancholische, gefühlsintensive Stück nicht in elegische Schmachterei abgleiten zu lassen.


Mozarts B-Dur-Sonate für Fagott und Cello KV 292 stellte den heiteren Anfang dieses Nachmittags dar. Leicht und mit hörbaren Vergnügen versenkten sich Daniel Bäz und Daniel Thiele hinein, mit besonderem Gespür für den Partner und die gesangliche Schönheit des Stücks. 
   
  26.02.2014  M. Hanns DNN  
   
   
 
 
  „MIGNON – LA BONNE“ MIT VALDA WILSON 
 
  Valda Wilson, die u. a. auch in einigen Aufführungen der Semperoper u. a. als Pamina („Zauberflöte“), Ines („Il Trovatore“) und vor allem in der Titelrolle von Karl Amadeus Hartmanns Oper „Simplicius Simplicissimus“ Aufsehen erregt hat – unvergesslich auch ihre Lieder von „Richard Strauss“ – gestaltete jetzt mit Musikern des Freien Ensemble Dresden, das schon zu einem besonderen Marklenzeichen geworden ist, einen kammermusikalischen Abend in Schloss Batzdorf, einem in idyllischer Landschaft auf einem Höhenzug zwischen Dresden und Meißen gelegenen, Renaissanceschloss, dessen Ursprung bis in die Zeit der Romanik zurückreicht. In der verwinkelten Schlossanlage wohnen jetzt Musiker und Schauspieler, von denen sich einige sehr um die Erhaltung des Schlosses verdient gemacht und die renommierte „Batzdorfer Hofkapelle“ gegründet haben, die auf dem Gebiet der Alten Musik einen außerordentlichen Ruf genießt. Alljährlich finden hier die „Batzdorfer Barockfestspiele“ statt.

In den alten Gemäuern musizierten jetzt junge Künstler mit großem Können (vorwiegend) aus der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie, die sich zum gemeinsamen Musizieren neben ihrer Orchestertätigkeit zusammengefunden haben. Die Anzahl der Mitglieder des Freien Ensemble (insgesamt 15 Mitglieder) wechselt entsprechend den aufzuführenden Werken. An diesem Abend bestritten Eva Dollfuß und Thomas Otto, Violine, Andreas Kuhlmann, Viola, Daniel Thiele, Violoncello, Martin Knauer, Kontrabass und Andreas Hecker, Klavier den instrumentalen Teil.

Eröffnet wurde der Abend mit Franz Schuberts „Mignon“, in einer Bearbeitung für Sopran und Streichquartett von Aribert Reimann. In schöner Übereinstimmung mit dem einfühlsam gestalteten Spiel der Instrumentalisten, verband sich die besonders schöne, weiche, modulationsreiche Stimme Valda Wilsons mit der klangvollen Höhe, die sie immer ganz im Dienst der Komposition einzusetzen weiß, zu einer „organischen“ Einheit, sowohl im Geist Schuberts als auch dem Anliegen Reimanns entsprechend. Obwohl sie mit ihrer Stimme große Opernhäuser füllen kann, hatte sie sich ganz auf den Raum eingestellt. Es gab keine übermäßige Lautstärke, keine Härten, aber jeder Ton und jedes Wort waren fein „dosiert“ und mühelos zu verstehen und zu erleben.

Im rein instrumentalen Teil erklang Schuberts „Forellenquintett“ (A Dur – D 667) in sehr guter Abstimmung der Musiker untereinander, fließend, perlend und ganz dem Inhalt und seiner Entstehung gemäß als Verbindung von sehr „flüssigem“, virtuosen Klavierpart, der auf den Klaviervirtuosen und Komponisten Johann Nepomuk Hummel zurückgeht, und der unnachahmlichen Art Schuberts, der in Verbindung mit seinem Lied von der Forelle eine eigene großartige Komposition schuf.

„La Bonne Chanson“ von Gabriel Fauré (op. 61) für Sopran, Klavier und Streichquintett wurde zum „krönenden“ Höhepunkt. Hier stimmte einfach alles, die gute Artikulation der originalen (französischen) Texte – die gute Artikulation fiel auch schon bei dem deutschen Text der „Mignon“ auf – das sehr feine Piano, das mühelos auch im letzten Winkel des nicht gerade kleinen Saales in aller Feinheit zu hören war, die fließenden, gleitenden Übergänge, die angenehm weiche und doch so ausdrucksvolle Stimme, die wie aus dem instrumentalen Klang „herauswuchs“ und aufblühte und die von der Bratsche wie eine zweite Singstimme aufgenommen und fortgesetzt wurde – ein besonders schöner musikalischer Moment. Ohne zu übertreiben, konnte man Valda Wilson durchaus mit den großen internationalen Stars vergleichen.

Als Dank für die begeisterte Aufnahme des Publikums und die Bravos wiederholten Valda Wilson und „ihre“ Musiker das letzte Lied noch einmal mit französischer Feinheit und sehr viel Feinfühligkeit. 
   
  31.05.2013  Ingrid Gerk - Der Neue Merker  
   
   
 
 
  COSWIG/ Villa Teresa: VON HAYDN BIS KODÁLY 
 
  Eugen d’Albert lebte von 1891 bis 1895 mit seiner damaligen Ehefrau, der weltberühmten venezolanischen Pianistin Teresa Carreno in der Villa, die als Kleinod einer Künstlervilla im Stil des ausgehenden 19. Jh. samt angrenzendem Park wieder erstanden ist. Sie lädt zu jeder Jahreszeit zu erlesenen, interessanten Konzerten im „Salon“ ein, die entsprechend dem kleineren „Konzertsaal“, in kleiner Besetzung stattfinden. Bei diesen kleinen, aber sehr feinen Konzerten könnte man sich bei einer Soiree auf Einladung des Künstlerehepaares wähnen.

Am ersten sonnigen Apriltag nach dem nicht enden wollenden Winter brachten drei versierte Musiker des, im Jahre 2000 gegründeten, Freien Ensembles Dresden in nicht alltäglicher Besetzung Werke der Klassik, Romantik und Moderne zu Gehör, die Soloflötistin der Dresdner Philharmonie Mareike Thrun, der Cellist Daniel Thiele, ebenfalls Mitglied dieses renommierten Orchesters und Gründer des Freien Ensembles Dresden, sowie der international geschätzte und gefragte Pianist Camillo Radicke, u. a. auch Liedbegleiter von Peter Schreier und Juliane Banse. Alle drei Musiker sind Meister ihres Fachs. Radicke begleitete u. a. Peter Schreier bei dessen letzten Liederabenden in Wien, als sich dieser mit Franz Schuberts “Winterreise” von seinem treuen Wiener Publikum verabschiedete und damit seine aktive Sängerlaufbahn beendete.

Im Konzert erklangen zunächst zwei Original-Kompositionen für diese Besetzung, Joseph Haydns “Flötentrio G Dur” (Hob. XV 15) und das “Trio für Flöte, Cello und Klavier g Moll” (op. 63) von Carl Maria von Weber. In perfektem Zusammenspiel ließen die drei Musiker eine breite Palette von Ausdrucksmöglichkeiten zwischen unbeschwerter Fröhlichkeit, Heiterkeit und Temperament aufleuchten.

Bei den 9 “Epigrammen für Violoncello und Klavier” von Zoltán Kodály konnte man den Komponisten von einer ganz anderen Seite als der gewohnten erleben. Daniel Thiele und Camillo Radicke betonten den lyrischen Charakter der Stücke. Sie spielten sehr ausgeglichen, klangschön und mit leichtem Anflug von Romantik im besten Sinne. Diese melodiösen Stücke hört man zuweilen von einer Singstimme bzw. Violine und Klavier. Hier übernahm das Violoncello mit seinem sanglichen Charakter die Melodieführung, der sich Thiele mit besonderer Intensität und Musikalität widmete.

Seine “Ungarischen Tänzen” schrieb Johannes Brahms ursprünglich für Klavier zu 4 Händen. Die ersten 10 arbeitete er dann später auch für Klavier solo um. Drei davon (Nr. 1, 3 und 10) instrumentierte er außerdem als orchestrale Arrangements (die anderen Tänze wurden von verschiedenen Verfassern orchestriert). Meist wird für eine Aufführung die Orchesterfassung bevorzugt. Das Trio brachte die ersten 6 „Ungarischen Tänze“ in einer ungewohnten Besetzung, für Flöte, Violoncello und Klavier (in einem Arrangement von Doris Geller) zu Gehör und damit eine neue, durchaus interessante Klangfarbe ein. Obwohl die Flöte nicht gerade ein typisch ungarisches Instrument darstellt, ging doch nichts von der zündenden Melodik verloren. Das mitreißende Temperament blieb erhalten, und die zahlreich erschienenen Zuhörer waren begeistert, so dass sich die Musiker entschlossen, als Zugabe einen dieser Tänze zu wiederholen, um sich für den spontanen und sehr herzlichen Applaus zu bedanken. 
   
  07.04.2013  Ingrid Gerk / Der Neue Merker  
   
   
 
 
  Beeindruckende Matinee 
 
 

Viel Aufregung brachte der Sonntagvormittag

für Pianist Camillo Radicke und Cellist Daniel Thiele aus Dresden, als sie erfuhren, dass ihr Traumtrio für diesen Tag geplatzt war und Violonistin Birgit Jahn nicht wird spielen können. Gemeinsam mit den Organisatoren des Finsterwalder Kammermusikfestivals, Johanna Zmeck und Nassib Ahmadieh, stellten die beiden Musiker, die in renommierten Orchestern wie der Dresdner Philharmonie und dem Münchner Kammerorchester engagiert waren beziehungsweise sind, fieberhaft ein neues Programm zusammen, holten benötigtes Notenmaterial aus Dresden und stellten sich vor Ort auf die neuen Stücke ein.

Beeindruckende Matinee

Um so beeindruckender war für die Zuhörer der Sonntagsmatinee, wie souverän und sicher beide Musiker zum großen Teil unbekannte Stücke als Duo und solistisch interpretierten. Einfühlend und charaktervoll im Duett und meditativ ließen sie ,,Spiegel im Spiegel" schauen und Debussy mit Augenzwinkern hören. Thiele glänzte mit Bach-Suiten für Violoncello vom strukturierten deutschen bis zum wilden italienischen Tanz und Radicke mit kleinen Kostbarkeiten am Klavier von Mendelssohn, Schumann und Grieg.
Das Experiment der schnellen Konzertvorbereitung war geglückt, der Beifall lang anhaltend. 
   
  03.05.2012    
   
   
 
 
  "Beau Soir" mit Debussy 
 
  Konzert in der Villa Teresa, seit zehn Jahren Kulturort

Bevor Claude Debussy an diesem Abend zum 150. Geburtstag ausführlich gewürdigt wurde, kam der Jubilar seinerseits mit einer Verbeugung vor Joseph Haydn zu Wort: Ein rundes Datum kann der mit dem 280. Geburtstag in diesem Jahr zwar nicht vorweisen, doch was den Humor in der Musik anbelangt, erwies sich Debussy dem älteren Kollegen im Klavierstück "Hommage à Joseph Haydn" als durchaus verwandt. Pianist Camillo Radicke unterschied zu Beginn des Kammerkonzerts in der Coswiger Villa Teresa (die dieser Tage ihr zehnjähriges Jubiläum feierte) am Freitag stark zwischen der sentimentalen Sicht auf den frühen Romantiker, die sich in der Musik spiegelte und dem Witz im lebhaft Verspielten des Mittelteils. So hatte Debussy Haydn zum 100. Todestag gesehen und ganz richtig verstanden, wie sich gleich im Anschluss bei Haydns Klaviertrio C-Dur zeigen sollte. Dieses Stück vom "Urheber" der Gattung bildete im Programm des "Freien Ensembles Dresden" gleichsam den Gegenpol zu Debussys Klaviertrio G-Dur.
Dem vergnüglichen Ton bei Haydn gaben sich Birgit Jahn (Violine), Daniel Thiele (Violoncello) und Camillo Radicke ausführlich hin, fanden aber weit mehr als angenehme Unterhaltung im steten Wechsel mit dem immer wieder durchdringendem Ernst. Von der kraftvollen Bewegung, vom Auskosten der vielen Details im Finalsatz lebten die Ecksätze, dazwischen stand als Gegenentwurf zu Debussys Blick auf die ernste Seite von Meister Haydn ein zwar tiefgründig aufgefasster, aber nie sentimentaler oder schwärmerischer langsamer Satz.
Zum Schwelgen blieb danach in einigen von Debussys kleineren Werken genug Raum. Hier kam der illustrative, "impressionistische" Tonfall des Franzosen zum Tragen: In der Klarheit ihres Spiels bestechend gestaltete Birgit Jahn jede Feinheit der "Arabesken" und von "Clair de lune". Zwar war sie sich im Verzicht auf Süßliches mit Camillo Radicke einig, doch etwas Nonchalance hätte dem Violinpart gut getan. Größer in der Geste und in den Bewegungen gestaltete Daniel Thiele im dichten Zusammenspiel mit dem Pianisten Reviere F-Dur und Scherzo D-Dur - hier mit einem wunderbaren Blick für Kurioses und federnde Rhythmik - und machte schließlich die Bearbeitung von "Beau Soir" einfühlsam zum Thema des ganzen Abends.
Das vergleichsweise frühe Klaviertrio G-Dur brachte als Schluss des Abends die spätromantischen Wurzeln Claude Debussys zurück, zugleich fanden die Musiker darin eine Verwandtschaft zu Haydn: Einerseits war da romantischer Überschwang im mit energischer Bewegtheit gespielten ersten Satz, aber daneben entfalteten sich im Scherzo vergleichbare Momente im Zuwerfen der Motive oder in den intensiven Dialogen. Und in der Freude am Verspielten des Finales unterstrichen die Musiker nochmals das eigene Vergnügen am klaren und sensiblen, aber auch raumgreifend klangvollen Vortrag. 
   
  16.04.2012  Hartmut Schütz DNN  
   
   
 
 
  Entspannung und Leidenschaft 
 
  Kammerkonzert auf Schloss Albrechtsberg

Im elften Jahr seines Bestehens eröffnete das "Freie Ensemble Dresden" den Reigen der Kammerkonzerte der Dresdner Philharmonie auf Schloss Albrechtsberg. Das vom Cellisten Daniel Thiele geleitete Ensemble ist nicht nur "frei" in seiner oft außergewöhnlichen Werkauswahl, es lässt auch interessante, gemischte Kammermusikbesetzungen zu. Da die meisten Musiker der Dresdner Philharmonie angehören und das Ensemble schon auf eine reiche Konzerttätigkeit zurückblickt, dürfen sich die Zuhörer immer auf kompetente Darbietungen freuen. So war es auch am Mittwoch, als das Ensemble Klarinettentrios von der Klassik bis zur Gegenwart vorstellte.
Mit Werken von Beethoven, Bruch, Lischka und Zemlinsky war hier ein üppiges Programm angekündigt, doch die drei Musiker Fabian Dirr (Klarinette), Daniel Thiele (Cello) und Christoph Berner (Klavier) bewältigten die anspruchsvollen Stücke nicht mit äußerlicher Anstrengung, sondern mit auf gegenseitigem Verständnis beruhender Leichtigkeit. Den Beinamen "Gassenhauer" des Trios B-Dur Opus 11 von Ludwig van Beethoven strafte das Ensemble gleich Lügen, indem es vor allem die Schönheiten der ersten beiden Sätze bloßlegte: einem harmonisch bemerkenswerten Auftakt folgt einer der schönsten langsamen Sätze für diese Besetzung überhaupt, das machte die innige Interpretation klar. Der "Gassenhauer" selbst im Finale entpuppt sich als ökonomisch komponierter Variationssatz, der beim Freien Ensemble Klarheit und Musizierwitz vereinigte. In den folgenden Stücken für Klarinettentrio aus Opus 83 von Max Bruch kam es hingegen auf große Bögen und die zu schaffenden Bilderwelten der Romantik an, hier beeindruckte vor allem die geschmackvolle "Rumänische Melodie", während der abschließende "Nachtgesang" wirklich zur reinsten Entspannung geriet.
Der Dresdner Komponist Rainer Lischka hat für das Ensemble 2010 ein "Tritonus-Trio" komponiert, das im April dieses Jahres uraufgeführt wurde. Unabhängig vom sachlich formulierten Titel des Werkes bewegt sich das vorsichtig beginnende Stück schnell in Sphären von Jazz und Blues und formt dabei virtuos-dichte Höhepunkte, die an Bernsteins übermütigste Jahre erinnern. Faszinierend gerät, wie Lischka auf intelligente Weise Konzertmusik und improvisatorisch anmutende Lockerheit eines Jazz-Satzes verbindet; die Darbietung des Werkes gelang auf höchstem Niveau.
Nach der Pause war das Trio d-Moll von Alexander Zemlinsky eine Entdeckung, die Hörer und Spieler gleichermaßen forderte: Allen drei Sätzen war eine immer wieder mal emphatisch, mal tragisch herausbrechende Leidenschaft zu eigen, die Dirr, Thiele und Berner jedoch stets mit ruhig atmendem Puls zu formen wussten. Solch kundige Interpretation wurde vom Publikum beglückwünscht und fand ihren Abschluss in einer Zugabe, einem weiteren, sehr kantablen Stück von Max Bruch.
 
   
  01.10.2011  Alexander Keuck DNN  
   
   
 
 
  Ein schillerndes Intervall  
 
  Klarinettentrios in der Villa Teresa
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Es gab mehrere Gründe, diesen späten Nachmittag im gediegenen Ambiente der Coswiger Villa Teresa zu verbringen: das Eröffnungskonzert der diesjährigen Musik- und Theatertage (das exquisite Kammermusik versprach), der in frischen Frühlingsfarben prangende, wieder wunderschön angelegte Park des Anwesens und nicht zuletzt eine Uraufführung für Klarinettentrio von Rainer Lischka. Das viertelstündige Werk trägt den Titel "Tritonus", was ein aus drei Ganztönen bestehendes Intervall - entweder als übermäßige Quarte oder als verminderte Quinte - bedeutet und das in der Musikgeschichte eine wichtige Rolle spielt. Der Komponist höchstselbst steuerte mehrere Beispiele der musikalischen Merkwürdigkeit bei. Vom "Barrabas"-Schrei in Bachs Matthäus-Passion bis zum Blues - überall ist das "schillernde Intervall" anzutreffen, genauso wie es die kompositorische Substanz des hier uraufgeführten Klarinettentrios speist. Lischka hielt sich in seinem Werk nicht lange bei der Theorie auf. Vital und kontrastreich erscheinen die Episoden des Stücks, Frische und Lebensfreude pur, die den Hörer regelrecht anspringen und mitreißen. Das hatte alles Geist und Charme. Da gab es einen unverkennbaren Einfluss des Blues, feinsinnige, klug und effektvoll geschaffene Strukturen, in denen sich der Klarinettist Fabian Dirr, der Cellist Daniel Thiele und der Pianist Christoph Berner mit musikantischem Elan, Verve und technischer Perfektion tummelten. Der Wunsch Rainer Lischkas, man solle den Eindruck eines sehr musizierfreudigen Improvisierens haben, ging in Erfüllung, wie der einhellige Jubel des Publikums bewies.
Die Klammer um die Uraufführung bildeten zwei Klarinettentrios, die im Abstand von ungefähr zwanzig Jahren um die Wende zum 20. Jahrhundert entstanden, in Geist und Melos aber ganz gewiss tief in der Hochromantik verwurzelt sind. Der konservative Max Bruch schrieb seine acht Stücke op. 83 1910 in Berlin. Große gesangliche Linien, üppigste Harmonik, die Aufzeichnung von Stimmungen unterschiedlichster Art geben den Miniaturen ihr Gepräge. Das Trio Dirr, Thiele und Berner erwies sich als kompetenter Sachwalter dieses umfangreichen Opus, sehr auf den Ausgleich zwischen emotionaler Dichte und Überschwang bedacht, farbenreich und lebendig musizierend. Die Herren hörten sehr genau aufeinander, gaben sich die jeweils notwendigen Impulse und präsentierten sich technisch und ausdrucksmäßig ohnehin als Einheit auf höchstem Niveau.
Der andere Komponist Vincent d'Indy entstammte einem vom Militär geprägten, französischen Adelsgeschlecht. In seiner kompositorischen Laufbahn erhielt er den entscheidenden Einfluss von César Franck, was man auch seinem 1888 entstandenen Trio op. 29 deutlich anmerkt - ein liebenswürdiges, abwechslungsreiches Stück für Musiker mit Temperament und sensiblem Sinn für ein Übermaß an Klangfarben. Und dies kam Fabian Dirr, Daniel Thiele und Christoph Berner gerade recht. Wieder verstanden sie es in schönster Harmonie genau, Balance zu halten, treffsicher zu charakterisieren. Das quirlige Divertissement wurde mit einem Höchstmaß an Delikatesse musiziert, die elegische Weitschweifigkeit der Chaconne genussvoll ausgekostet - es war einfach schön. 
   
  05.04.2011  M. Hanns DNN  
   
   
 
 
  Musikalische Raritäten 
 
  Kammerkonzert in der Villa Teresa in Coswig

Im Reigen kammermusikalischer Programme haben Konzerte, die die Oboe in den Mittelpunkt stellen, eher Seltenheitswert - leider. Umso erfreulicher war es, dass die Veranstalter jetzt in der Villa Teresa diesem Umstand abhalfen und das auch hoch auf beglückend hohem Qualitätsniveau. Céline Moinet, Solooboistin der Sächsischen Staatskapelle, hatte mit Gaetano d'Espinosa (Violine), Michael Horwath (Viola) und Daniel Thiele (Violoncello) ein ausgesprochen kontrastreiches Programm zusammengestellt, das ihrem Instrument aus verschiedenen Blickwinkeln die Reverenz erwies. Mit ihrem klanglich geschmeidigen, technisch bravourösen und warmen Ton nahm sie sofort für sich ein. Höhepunkt zweifelsohne - die sechs Metamorphosen für Oboe solo op. 49 von Benjamin Britten (1951). .....

Als 19-Jähriger hat Britten 1932 seine Fantasie für Oboe und Streicher op. 2 geschrieben. ..... Die Oboistin tummelte sich hochkonzentriert in den rhapsodisch-lyrischen Äußerungen ihres Instrumentes, in wacher Partnerschaft mit ihren Streicherkollegen.

Viel Freude machte auch die Wiedergabe der reizvollen Sonate für Violine und Violoncello von Luigi Boccherini durch Gaetano d'Espinoza und Daniel Thiele. Geradezu mit Leidenschaft kostete das Duo die musikalischen Bögen aus, zeichnete es mit liebevoller Akribie die Kontraste des Stückes.

Eigentlich sollte das Allegro des Streichtrios B-Dur (D 471) der Beginn eines viersätzigen Werkes sein. ..... Genüsslich warfen sich die drei Musiker die Bälle in der blockartigen Rollenverteilung zu, voller Elan und heiterer Leichtigkeit. Zweimal Mozart rundete das Programm ab: das Oboenquartett F-Dur KV 370 und das Fragment KV 580a.
In ersterem nimmt die dominierende Oboe die Funktion der 1. Violine ein - elegant in der Tongebung, mit blitzender Virtuosität (wenn gefordert), aber auch in lyrischer Schönheit schwelgend.

Die Homogenität des Quartetts erwies sich als perfekt und lebendig. Das Fragment erklang hier in der Fassung für Englischhorn und Streicher. Die zauberhafte Klangwärme, der interpretatorische Feinschliff zogen die Hörer in ihrem Bann. M. Hanns
 
   
  31.03.2010  M. Hanns DNN  
   
   
 
 
  Drei Spieler – fünf Sterne 
 
  Bad Schandau. Der 20. Abend der diesjährigen
Reihe von „Sandstein & Musik“ wurde im Hotel
„Elbresidenz“ vom Freien Ensemble Dresden
gestaltet


Das Hotel hat fünf Sterne – die Darbietung des Dresdner Ensembles war nicht weit oder gar nicht davon entfernt. Ein Klaviertrio war in den Canaletto-Saal gekommen: Birgit Jahn, Violine (Staatskapelle Dresden), Daniel Thiele Violoncello (Dresdner Philharmonie) und der bekannte Pianist Camillo Radicke. Im ausverkauften Saal war ein Konzert ersten Ranges zu erleben, starke Eindrücke hinterlassend.
Die Künstler betraten lebendig und fesselnd das Terrain mit Beethovens Trio c-Moll, opus 1, Nr. 3. Das Werk ist 1808 entstanden, was etwas in die Irre führt, wenn man von opus 1 spricht. Hier hatte sich Beethoven schon zu einer lapidaren, kämpferischen Sprache durchgerungen. Wir finden in den Ecksätzen ausgereifte Züge seines Stils. Im ersten Satz (stellenweise auf Haydn zurückgreifend) hat das Klavier Wichtiges zu sagen. Das nutzte der Pianist deutlich, ohne dabei die Homogenität des Trios zu beschädigen. So konnte sich die Klangschönheit der beiden Streicher voll entfalten. Erst recht in der innigen Versunkenheit des Andante, wo sich die Gleichheit der Empfindungen trefflich zeigte. Solche kammermusikalische Delikatesse basiert auf dem Wissen um das Gewicht jeder der drei Stimmen und der Koordinierung der einzelnen Beiträge. Dies war auch im auf die Erde geholten Menuett so, wo die von Radicke gezauberten perlenden Passagen besonders auffielen. Ein markantes Finale verlieh nochmalige Spannung.

Franz Schuberts herrliches Notturno wurde zwanzig Jahre später geschrieben und ist aus einer anderen Welt. Die schwärmerische Liedhaftigkeit hatte nicht die Spur von Sentimenalität. Geschmack bestimmte die Interpretation auf dem Wege zur Aufwallung, bevor eine scheinbar unentschlossene Akkordfolge zur „Erlösung“ führt. Beglückt ging man in die Pause.
Antonín Dvoráks Klaviertrio führte sogleich in die böhmische Urwüchsigkeit voller Lebensfreude, zu der sich eindeutig die Spielfreude der Interpreten gesellte, bis hin zur überschäumenden Kraft. Tief bewegend, nahezu düster waren die Erscheinungen von Schicksal und Schmerz gestaltet, auch von erhabener Größe, was bekanntlich nicht allein Sache der Lautstärke ist, sondern von der Intensität der übermittelten Emotionen abhängt. Das gelang vorzüglich und wurde kontrastiert von der freundlichen Gefälligkeit (3.Satz) und von der Impulsivität des Finales.
Große Begeisterung. 
   
  27.10.2008  Hans-Peter Altmann, Sächsische Zeitung  
   
   
 
 
  Überlegter Zugang 
 
  Freies Ensemble Dresden im Kammerkonzert
...
Begonnen hatte das Freie Ensemble Dresden mit einem der beiden Klavierquartette von W. A. Mozart. Gerade in der Kammermusik zeigt sich, dass es einen „typischen“ Mozart nicht gibt; im Es-Dur-Quartett überraschen immer wieder harmonisch kühne Wendungen, dazu ein lichter Finalsatz, der eher an Haydn gemahnt. Was die vier Musiker Gaetano d'Espinosa (Violine), Christina Biwank (Viola), Daniel Thiele (Cello) und Christoph Berner (Klavier) auszeichnete, war ein überlegter Zugang zu allen Werken. Außerdem war eine gemeinsame Musizierhaltung zu bemerken, kein Primarius sticht hervor, sondern die Partituren stehen im Vordergrund des Interesses.

Mozarts Quartett wurde eine reine Demonstration von Entspannung, alle Abschnitte des Werkes wurden aus der Ruhe gezeichnet, ein kultivierter, ausgehörter Klang herrschte vor. Das Quartett harmoniert so gut miteinander, dass exaltierte Grenzübertritte gar nicht notwendig sind, sondern sich aus dem Miteinander eher eine zwingende Gestaltung formt, die die Linie und den Fortgang der Musik betont. Dadurch wurde etwa der langsame Mozart-Satz zu einem Schmuckstück. Christoph Berner fügt sich hier in die Klangwelt der Streicher optimal ein und präsentiert ebenfalls einen leicht perlenden Mozart-Klang, der im Kronensaal im Schloss Albrechtsberg gut trägt.

An zweiter Stelle stand das Klavierquartett-Fragment von Gustav Mahler, ein ebenfalls orchestral wirkendes Werk, in welchem das Freie Ensemble Dresden die Dramaturgie vom Anfang bis zum Ende plastisch darstellte. Zu einem packenden Ereignis geriet die Entscheidung, Mahlers Skizze des 2. Satzes in der Bearbeitung durch Alfred Schnittke folgen zu lassen. Schnittke seziert die wenigen Takte Mahlers und formt einen eigenen, heftigen Kommentar daraus, der in vollgriffigen Klavierclustern und einem klangmalerischen Aufschrei des ganzen Ensembles kulminiert – aber genau diese Ausdrucksstärke und Übertreibung findet auch in Mahlers Scherzi Raum zur Entfaltung; insofern komponiert Schnittke nur konsequent. Nach den überschwänglichen Gesten erklang das Mahler-Fragment original und verschwand sogleich – vor allem durch die starken dynamischen Kontraste der vier Musiker gelang die Interpretation vorzüglich.


Die kluge Formung einer Partitur bei beherztem Zugriff der Streicher setzte sich auch in der Brahms-Interpretation fort. Da hier nirgends „die Pferde durchgingen“, was bei drängender Faktur der Brahms´schen Kammermusik oft allzu verständlich wäre, konnte der Zuhörer alle vier Sätze optimal durchdringen. Überzeugend baute sich das Scherzo bis zum Schluss-Triller auf, der langsame Satz wurde zu einem gesanglichen Ereignis mit einem wunderbaren Cello-Solo, und das Finale war mit all seinen Abbrüchen und Anläufen als überaus leidenschaftliche Szene dargestellt.
 
   
  10.04.2007  Alexander Keuk, DNN  
   
   
 
 
  Ein grandioses Konzert 
 
  ....Das Freie Ensemble Dresden präsentierte sich als Streichquartett mit einer Flötistin - alles Mitglieder der Dresdner Philharmonie oder der Sächsischen Staatskapelle. Was wir zu hören bekamen, war Kammermusik vom Feinsten. Welch ein Zusammenspiel, welch eine Homogenität, welch eine Dynamik, welch eine Spannung!

....Das Quartett, jedes Mitglied ein ausgezeicneter Solist für sich, kredenzte das Jugendwerk des großen Meisters [Mozart] mit unnachahmlicher Eleganz, Leichtigkeit und Spritzigkeit. Gaetano d'Espinosa, Eva Lüdenbach, Kerstin Beavers und Daniel Thiele, der Rex Spiritus der Gruppe, demonstrierten, wie man miteinander musizieren. Es war ein Ohren- aber auch ein Augenschmaus.
Die Serenade in G-Dur von Max Reger für Flöte, großartig geblasen von Mareike Thrun, Violine und Viola, ist ein unterhaltsames, humorvolles Stück, von zauberhaft lyrischen Gedanken unterbrochen. Der oft geschmähte Komponist muss es wohl in weinseliger Laune geschrieben haben.

Mozarts Quartett in A-Dur für Flöte, Violine, Viola und Cello wurde nach einem anmutigen Einleitungsthema mit absoluter Hingabe musiziert. Mozarts Musik schwebte förmlich. Hier wie auch im letzten Werk des Konzertes, dem Streichquartett in C-Dur von Dimitri Schostakowitsch, führten uns die Künstler vor, was ein hellwaches Zusammenspiel zuwege bringen kann. Ob russische Schwermut, ob tänzerisch Beschwingtes, ob Leidenschaft, ob Temperament, ob Dramatik - wir durften miterleben, dass Spannung zu erzeugen über einen ganzen Satz hinweg zu den großen Stärken dieses Ensembles zählt. Ein großer Tag für das voll besetzte Haus. 
   
  20.12.2006  Heinz Weber, Sächsische Zeitung  
   
   
 
 
  Mit Schwung und Witz 
 
  Die in Darmstadt ansässige Wilhelm-Petersen-Gesellschaft hatte für ihr alljährliches Konzert diesmal das "Freie Ensemble Dresden" in die Darmstädter Akademie für Tonkunst eingeladen. Natürlich standen Werke Wilhelm Petersens, der 1890 in Athen geboren wurde und wichtige Lebensjahre in Darmstadt verbrachte, im Mittelpunkt. Das in Streichquartett-Besetzung auftretende Ensemble spielte Petersens Quartette Nr. 2 und 3 und überraschte dabei durch die Intensität und Klarheit eines Musizierens, das den schwierigen Werken auf den Grund ging.

Eva Lüdenbach und Gaetano d'Espinosa, die im Wechsel erste und zweite Geige spielen, die Bratscherin Kerstin Beavers und der Cellist Daniel Thiele hatten sich so in Petersens Musik vertieft, dass ihnen mitreißende Wiedergaben der beiden Werke gelangen, was einer Ehrenrettung des nur selten aufgeführten Meisters gleichkam. Das 1923 entstandene zweite Streichquartett op. 10 offenbarte dabei eine Kühnheit und Leidenschaft, die es stilistisch durchaus in die Nähe der Neutöner Schönberg und Berg rückte, auch wenn Petersen die Grenze zur Atonalität niemals überschritt. Anders das Quartett Nr. 3 e-Moll op. 49 aus den Jahren 1947/48. Hier wurde die Nöhe zur Barockmusik deutlich, wenn motorische Themen und Kanontechniken die raschen Sätze bestimmen, im Adagio sich eine Aria nach alter Manier entfaltet und im Finale eine Doppelfuge aufgebaut wird.

Begonnen hatte das Konzert mit dem Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 49 des vor 100 Jahren geborenen Schostakowitsch. Die vier jungen Musiker, die den großen Dresdener Orchestern angehören, boten das Werk mit Schwung und Witzals ein Zeugnis der dreißiger Jahre, während denen der Komponist noch relativ unbeschwert arbeiten konnte, bevor das Stalin-Regime ihn anprangerte. Neben schönen Stellen finden sich immer wieder ironische Streiflichter, die Schostakowitsch so unnachahmlich beherrscht. Das Ensemble spielte diese Kontraste genüsslich aus. Zu Beginn des zweiten Teils boten die Dresdner Mozarts 1. Streichquartett G-Dur (KV 80) - Geniestreich eines Vierzehnjährigen. Tänzerisch beschwingt und klanglich ausbalanciert stellte das Ensemble das Werk vor, und Gaetano d'Espinosa tat das Seine, um mittels eingestreuter Verzierungen diese Wiedergabe zum Hörvergnügen zu machen. Am Ende des Abends, nach begeistertem Beifall, wurde das Menuett aus dem Mozart-Quartett wiederholt. 
   
  18.12.2006  Klaus Trapp, Darmstadt  
   
   
 
 
  Gelungene Verzauberung 
 
  Nach dem klassischen Kammermusikprogramm im Dezember überraschte die Philharmonie nun im sehr gut besuchten Schloss Albrechtsberg mit ungewöhnlichen Besetzungen und Werkstrukturen. Die Musiker vom Freien Ensemble Dresden verzauberten am Sonntag unter anderem mit virtuosen Kompositionen Paganinis und den charmanten Klängen eines Quintetts für Gitarre und Streicher. Emotionale Höhepunkte erreichte das insgesamt sehr gelungene und lebendige Programm in dessen letztem Satz und instrumental eigenwillig verarbeiteten Folksongs Luciano Berios, die Annette Jahns mit iherer äußerst modulationsfähigen warmen Stimme krönte. 
   
  12.01.2005  SZ  
   
   
 
 
  Verzücktes Publikum 
 
  Zum zweiten Mal in dieser Saison lud das Hohenhaus zu einem inspirierenden Abend in seine Räumlichkeiten ein. Eine "Verklärte Nacht" sollte es werden - und viele Gäste folgtem dem Ruf.
...
Die jungen Ensemble Musiker haben das Programm eigens für diesen ersten Kammerabend im Hohenhaus zusammengestellt und damit voll ins Schwarze getroffen. Die überraschend gute Akustik sorgte für optimalen Hörgenuss, die gründerzeitliche Atmosphäre und der intime Rahmen der Veranstaltung...ergänzten die Darbietung aufs vorzüglichste:


Die Luft knisterte förmlich vor Romantik. Am Ende begleitete die "Nacht", das Motiv des Abends, das höchst verzückte Publikum auf den Heimweg. Das ambitionierte Programm hielt bis zum Schluss, was es versprach.


Bravo! Bravissimo! Gern mehr davon! 
   
  22.05.2004  Marika Holtorff SZ  
   
   
 
 
  Beziehungsreiches Programm 
 
 
...Mit Werken von Mozart, Mahler, Schnittke und Brahms hatten die Musiker ein so kontrastreiches wie beziehungsreiches Programm gewählt, das tiefe Eindrücke hinterließ. Zum einen der Qualität der Kompositionen, zum anderen der Art und Weise der Interpretation wegen. Bereits in Mozarts Quartett Es-Dur KV 493 wurde offenkundig, dass die Musiker nicht eine nur wohlklingende, freundliche Fassung im Sinn hatten, sondern eher eine charaktervolle, pointiert artikulierte anstrebten, die tiefer lotete als gewöhnlich...

Nicht ohne Grund stand Mahlers einziger vollendeter Quartettsatz, den der 16-jährige in jugendlich-drängender Emphase schrieb, vor Schnittkes Quartett. Denn hier zitiert dieser aus Mahlers Fragment. Und es war frappierend zu verfolgen, wie die vom Geiste Mahlers inspirierte Musiksprache Schnittkes das Zitat integrierte, wie die Entwicklung sich immer stärker emotional auflud, um in die sehr zurückgenommene Mahlerstelle zu münden. Keine Spur von "aufgesetzt", vielmehr Einbindung auf gleicher "Wellenlänge".

War hier die Qualität der Darbietungbereits auf dem Höhepunkt, so schien sie im frühen Brahms-Quartett g-Moll noch darüber hinaus zu gehen. Das rückhaltlose Engagement aller Beteiligten zeichnete ein facettenreiches Bild, das den inhaltlichen Reichtum in gelöstem Musizieren verschwenderisch offenbarte.  
   
  10.10.2003  G. Böhm DNN  
   
   
 
 
  Aufbruch in eine inspirierende Zukunft - Festliche Soiree in der Villa Teresa in Coswig-Kötitz 
 
 

...Eingangs boten Alexander Teichmann, Andreas Kuhlmann und Daniel Thiele eine klar strukturierte Interpretation von Mozarts Adagio und Fuge...Mit Annegret Dill an der zweiten Violine zum Quartett aufgestockt, spielte das Ensemble dann demAnlass gemäß ein Werk des einstigen Hausherren und Jubilars d'Albert – das Streichquartett a-Moll op. 7...
Die Philharmoniker nahmen sich des Werks mit großer Akribie an, legten enorme spielerische Energie an den Tag und gingen souverän mit den Schwierigkeiten um, mit denen d'Albert jeden einzlenen “versorgt” hatte.
Das extrem zupackende Spiel der Musiker kam dann auch bei Schostakowischs meisterlichem Klavierquintett g-Moll op. 57 voll zum Tragen, für das sich der Pianist Camillo Radicke zum Freien Ensemble gesellte...

Ein fesselnder Satz zog den anderen nach sich. Dem Präludium von äußerster Intensität folgte ein in seiner ganzen Ausgedehntheit nie abreißendes Fließen im Adagio, mit schmerzhaftem Auskosten der Dissonanzen. Stringent und von teils beißender Schärfe dann das Scherzo, zu höchster Expressivität gebracht das Intermezzo, bevor ein zwischen energetischem Schwung und Eleganz pendelndes Finale mit genial-lapidarem Schluss den Abend beendete. 
   
  12.04.2002  Sybille Graf DNN  
   
   
 
 
  Üppige Klangwelten – Ungewöhnliches Konzert der Dresdner Philharmonie 
 
 

...Die wie aus einem Guß gestaltenden Interpreten brachten die üppige Klangwelt großartig zum Klingen – ihren Farbenreichtum, ihre lodernde Gefühlswelt, ihre verschwenderische Fülle an Melodien und raffinierten Klängen. Ein Sonderlob für Daniel Thiele sei dennoch erlaubt für die ungemein eindringliche Gestaltung seines aufwändigen Partes, der den unbeirrbaren Liebhaber in Dehmels Versen verkörperte...

Annette Jahns beherrschte nun als Sängerin auf ihre typische Art die Szene. In origineller Partnerschaft mit Wolfgang Hentrich gewann sie mit sieben aphoristischen Liedern des Ungarn Kurtag ... in geradezu kabarettstisch zugespitzter Treffsicherheit die Herzen der Zuhörer....

...Das Schlusslied “Wenn der Pott aber nu en Loch hat” lockte die Zuhörer – sicher auch dank äußerst plastischer, mimisch-dramatischer Umsetzung – wieder aus der Reserve, so dass Kurtag/4(“Schon drei Uhr zehn! Oh, wie schnell verging uns ein Jahr.”) als willkommene Zugabe von extremer Kürze fungieren musste. 
   
  19.03.2002  G. Böhm DNN  
   
   
 
 
  Beziehungen zwischen Cello und Tanz 
 
  Wie die zwei Seiten einer Medaille kam mir diese Stunde in der Briesnit­zer Kirche vor. Der Cellist Daniel Thie­le musizierte auf sehr expressive Wei­se Solosuiten von Johann Sebastian Bach, und die Dresdner Tänzerin Kat­ja Erfurth setzte der instrumentalen Erfahrung ein getanztes Spiegelbild entgegen - mit einer geschmeidigen, sinnerhellenden Körpersprache, die die Hörer Bach ganz neu erleben ließ.
Bach schrieb seine sechs Solosuiten für Cello in den fünfeinhalb Jahren seiner Zeit in Köthen. ........Daniel Thiele musizierte die Num­mern zwei und sechs der gewiss nicht einfach zu spielenden Suiten hochkon­zentriert, sorgfältig die technisch diffi­zilen Klippen mit Akkordbrechungen, Doppelgriffen usw. meisternd. .....
Er erlag jedenfalls nicht der Gefahr, die raschen Tanzsätze virtuoser Hek­tik zu opfern. Die Ausdruckswerte der langsamen Sätze, z.B. der Sarabande in der• d-moll-Suite, hatten die gleiche emotionale Selbstverständlichkeit wie die der bewegteren. Daniel Thiele bot die ausgewählten Solosuiten mit präg­nanter Lebendigkeit, in einer in sich geschlossenen Wiedergabe, der nicht zuletzt durch Katja Erfurth ein beson­derer Tiefgang verliehen wurde.
Zwischen den Bach-Suiten erhob sich eine muntere Konversation von zwei Celli (zu Daniel Thiele gesellte sich Friedhelm Rentzsch) und einem Cembalo (Christine Hesse) in Luigi Boccherinis Sonate Nr. 4 Es-Dur. Das liebenswerte, farbenreiche Stück war in einer wunderbar lebendigen Art zu hören, wobei das fulminante, vor mu­sikantischem Elan nur so sprühende Allegro zum ganz speziellen Hörge­nuss avancierte. 
   
  13.02.2002    
   
   
 
 
  ZwischenTragik + Leidenschaft 
 
  ...Das die Interpretation durch Annette Jahns und ein Instrumentalensemble...von einem gar nicht einmal besonders jungen Publikum mit einmütiger Zustimmung aufgenommen wurde, liegt in erster Linie an der hervorragenden Präsentation....
Mit bedingungslosem Einsatz, aber immer genauestens kontrolliert bot Jahns ein Feuerwerk an Stimmakrobatik, in der alles steckte, was an Frauen auf der Bühne denkbar ist...


Die instrumentale Begleitung wiegt in ihrer Qualität noch schwerer, weil das siebenköpfige Ensemble keine feste Gruppierung ist, sondern ad hoc zusammengestellt war.... 
   
  03.04.2000  Peter Zacher DNN  
   
   
 
 
 

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